Wir, die Bürgerinitiative „Der Westen ist bunt!“, organisieren ein Sommerfest auf dem Oertelplatz in Allach-Untermenzing, also im Münchner Nordwesten. Noch hat es nicht stattgefunden, aber wir haben schon eine Reihe interessanter Erfahrungen gemacht rund um die Infrastruktur, die so ein Fest braucht.
Was für ein Fest ist es? Die großen Bestandteile sind:
- Eine Bühne mit Musik und Tanz
- Ein Programm für Kinder und Jugendliche
- Günstiges Essen und Trinken
- Stände lokaler Gruppen, die über das Stadtviertel informieren und zum Mitmachen einladen
Das ist ziemlich viel, andererseits ist nichts Verrücktes dabei. Es sollte also machbar sein. Oder?
Im Folgenden geht es um Infrastrukturthemen. Sie müssen früh geklärt werden, weil viel von ihnen abhängt und sie teilweise erhebliche Kosten mit sich bringen.
Nutzung von öffentlichen Plätzen
Der Oertelplatz ist ein öffentlicher Platz. Deshalb muss die Nutzung beim KVR (Kreisverwaltungsreferat) angemeldet werden. Damit sind wir noch nicht ganz fertig, bisher lief es jedenfalls. Wichtig für uns war: Es ist möglich, zu reservieren, bevor alles im Detail geklärt ist. Hier steht, wie die Anmeldung geht: https://stadt.muenchen.de/buergerservice/freizeit-hobby/eventmanagement/anmeldung.html
Von dieser Seite aus ist eine Checkliste für barrierefreie Veranstaltungen verlinkt. Über diesen Aspekt sollte man sich jedenfalls Gedanken machen. Wir können uns nicht auf alle eventuell auftretende Bedarfe vorbereiten, aber wir können auf der Einladung darum bitten, Bedarfe anzumelden und versuchen, sie abzudecken.
Vom KVR haben wir eine „Checkliste für Veranstaltungen auf öffentlichem Grund“ bekommen, aus der wir unten zitieren.
Strom
Wir brauchen Strom: Für die Bühne, den Kühlwagen, die Popcornmaschine und das Geschirrmobil. Es gibt drei Möglichkeiten:
- Bei den umliegenden Haushalten und Geschäften fragen
- einen Anschluss bei den Stadtwerken beantragen
- Ein Stromaggregat (Diesel)
Das Geschirrmobil braucht Starkstrom, deshalb haben wir gar nicht erst herumgefragt. Ein Stromaggregat ist laut, stinkt und braucht Miete — und ist nicht erlaubt, wie in der Checkliste des KVR steht:
„Stromaggregate sind nur zulässig, wenn die elektrische Versorgung der Veranstaltung nicht anderweitig sicher gestellt werden kann.“
Also sind wir den ganz offiziellen Weg über die Stadtwerke München gegangen, und das hat letztlich auch funktioniert.
Geschirr
Die Checkliste des KVR besagt:
Bei Veranstaltungen auf öffentlichem Grund gilt das Einwegverbot, d.h. Mehrweggeschirr / -besteck muss verwendet werden
Also hatten wir folgende Möglichkeiten:
- Kein Essen anbieten, für das Geschirr oder Besteck benötigt wird
- Geschirr mieten und schmutzig zurückgeben
- Ein Geschirrmobil mieten mit Geschirrspülmaschine
Am Oertelplatz gibt es zwar viel Gastronomie, das ist wunderbar und eine erhebliche Entlastung. Aber Essen gehört nun mal zum Feiern, und uns war wichtig, dass niemand heimgehen muss, weil der Magen knurrt und der Geldbeutel auch nicht gut gefüllt ist. Deshalb haben wir das Geschirrmobil vom Mobil-Spiel e.V. gemietet.
Frischwasser
Wir brauchen Trinkwasser, schon für das Geschirrmobil. Das läuft unter Bauwasser, die Informationen dazu gibt es hier: https://www.swm.de/kundenservice/netzanschluss/baustrom-bauwasser
Dort findet sich die Information:
Bauwasser über Hydrant: Hierfür ist kein Antrag erforderlich.
[…]Bei Abholung wird eine Kaution je Standrohr in Höhe von 900 Euro fällig, die mit EC-Karte oder VISA/Mastercard entrichtet werden kann.
Ersteres hat uns gefreut, das mit der Kaution weniger. Wir haben von den Stadtwerken München (SWM) einen Plan mit den nutzbaren Hydranten bekommen.

Schmutzwasser
Das Geschirrmobil muss sein Schmutzwasser einleiten können. In welchen Abfluss? Es darf jedenfalls nicht in einen Gulli gehen, in den nur Regenwasser fließen darf. Der Abwasserschlauch ist recht dick und darf nicht zu lang werden. Deshalb hängt die Aufstellung auf dem Platz davon ab.
Zuständig ist die Münchner Stadtentwässerung. Bei ihnen haben wir
- einen Auszug aus dem Kanalkataster beantragt und
- mit diesen Informationen um einen temporären Anschluss gebeten: https://stadt.muenchen.de/infos/temporaere-kanalanschluesse.html
Auf einem Ortstermin werden sie uns zeigen, wo wir das Schmutzwasser einleiten können.
brunnen
Mitten auf dem Oertelplatz ist ein großer, flacher Springbrunnen, der sehr schön ist, aber für das Fest leider im Weg. Das Ab- und Anstellen des Brunnens kostet einiges, in der Checkliste stehen die Stundensätze. Wir konnten daraus aber nicht die Kosten errechnen. Zuständig ist das Baureferat, Abteilung Gartenbau, Stadtbildpflege, Brunnen und Denkmäler (und der technische Service der SWM), von ihnen haben wir eine Schätzung der Kosten erhalten.

Fazit
Jedes Fest ist anders. Außerdem ändert sich ständig etwas, deshalb kann dieser Blogbeitrag nur eine Momentaufnahme vom Frühjahr 2024 sein. Die belastbaren Informationen gibt es von der Stadt und ihren Betrieben.
Für Feste auf privaten Grundstücken empfehlen wir den wunderbaren Leitfaden von Kultur im Block.
Unser Gesamteindruck ist: Die Stadt möchte dazu ermutigen, Leben ins Viertel zu bringen. Die Hürden sind trotzdem erheblich, besonders die Zuständigkeiten und die Kosten. Es braucht viel Zeit, bis Details abschließend geklärt sind. Oft ging es am besten, wenn wir angerufen haben. Dann wurde uns immer sehr freundlich weitergeholfen.
Wir berichten noch einmal, wenn das Fest stattgefunden hat.

