Wir haben ein Schreiben erhalten, das uns besonders berührt hat. Deswegen haben wir gefragt, ob wir es mit Euch teilen dürfen, und ja, wir dürfen. Gertrud schreibt:
„Gerne würde ich in irgendeiner Form meine Unterstützung anbieten. Aktiv kann ich jedoch wahrscheinlich keinen großen Beitrag leisten, da ich altersbedingt schon etwas eingeschränkt bin. Ich lebe alleine mit meinem kleinen Mitbewohner (Maltäser) in einer Mietwohnung und habe mit fast allen Nachbarn in meiner Straße einen guten Kontakt. In unserem 5-Parteien-Haus ist kürzlich ein Ehepaar aus Indien eingezogen, was mich sehr freut.
Hier erzähle ich Ihnen ganz kurz etwas über mich. Geboren bin ich 1942 in Linz an der Donau, mein Vater stammte aus Ostpreußen und wurde bereits als 17-jähriger zum Kriegsdienst „verdammt“. Meine Mutter war österreichische Staatsbürgerin, aber durch die Heirat wurde sie automatisch Deutsche. Nach Kriegsende im Mai 1945 wurden meine Mutter, ich als 3-jährige und mein 1-jähriger Bruder über Nacht des Landes verwiesen. Wir hatten damals das Glück, in der Nähe von Freilassing auf einem Bauernhof unterzukommen. Obwohl ich heute 81 Jahre alt bin, kann ich mich noch immer an die Gutherzigkeit der Bäuerin erinnern. Dort wurde auch meine Schwester 1947 geboren, die Bäuerin wurde ihre Taufpatin und wir hatten mit der Bäuerin bis zu ihrem Tod Kontakt. Das hat mich für mein Leben geprägt.“

„Mit meiner Geschichte möchte ich zum Nachdenken anregen, wie sehr Kindheitserfahrungen – ob positiv oder negativ – in Erinnerung bleiben und das eigene Denken in Hinblick auf Menschen, die – egal aus welchen Gründen – flüchten müssen, beeinflussen.“
Vielen Dank für diese wunderbare Geschichte und Ermutigung.

